Pressestimmen:

"Obdachlos im Kabelnetz."
(Beute # 2/96)

"Neomarxistischer Puderzucker."
(Agenda #25)

"Unser Fernsehsender, meiner nicht."
(Hanne Schweitzer)

"Mit dem Anspruch, politisches mit privatem zu verschränken durchweht ein Hauch von 70er Jahre Romantik das Material, doch das Bewußtsein dahinter stammt von heute."
(Szene Hamburg 7/96)

"Wie und wo passiert was abseits der üblichen Infoquellen? Das versucht die UTV Wochenschau zu beantworten."
(Prinz, Juli 96)

"Fuck the police"
(Hamburger Rundschau, August 96)

"Mikropolitische Nachrichten?"
(TAZ, Juli 96)

"TV kills Videokunststar"
(TAZ, 15.11.95)

 

Presseerklärung:

 

Das Projekt "Unser Fernsehsender" wurde von Künstlern 1995 entwickelt, zu einer Zeit, in der Vernetzungsgedanken einer "Gegenöffentlichkeit" sich innerhalb einer konstituierenden politisch-ökonomischen Ordnung als nicht mehr tragfähig erwiesen.

Neben der Deregulierung des Modells Subventionsstaat spielt die rasante Entwicklung auf dem Gebiet des digitalen Fernsehens, samt der daran geknüpften monopolistisch organisierten Kapitalinteressen, namentlich der Kirch-Gruppe, eine Rolle.

Dieser Entwicklung stellt UTV ein utopisches und gleichzeitig unter den veränderten sozialen Bedingungen tragfähig erscheinendes Modell entgegen. Die Definition eines interaktiven Fernsehens wird dabei nicht technologisch sondern ökonomisch begriffen.

Durch diese Austauschökonomie soll der Sender unabhängig von staatlichen Subventionen, Verkauf von Werbung an die Industrie und frei von Gebühren sein.

Das "Autonomie"-Versprechen einer neoliberalistischen Wirtschaft der Konzerne wird von UTV beim Wort genommen aber gleichzeitig angekoppelt an die Entwürfe einer "Gegenöffentlichkeit" durch Fernsehen und Video wie sie in den früheren 70er Jahren von Radio Alice und Jean Luc Godard entworfen wurden.

Aufgrund seiner relativen Unabhängigkeit von Geldgebern aus Staat und Wirtschaft können hier vor allem die Produktionen gezeigt werden, die den inhaltlichen Zwängen oder dem Produktionsstandard der öffentlich rechtlichen und privatwirtschaftlichen Sender nicht entsprechen: Beitäge von Zuschauern, Künstlern und politischen Aktivisten des linken Spektrums.

Das Sendermodell versucht dabei auf Notwendigkeiten von sub-ökonomischen Strukturen in der sich momentan konstituierenden nachfordistischen Dienstleistungsgesellschaft zu reagieren, es soll sich durch den allgemein erschwinglichen Verkauf von TV-Kleinanzeigen, als eine Art TeleFlohmarkt finanzieren.

UTV operiert dabei mit einer Strategie des "semitransparenten Spiegels" die uns anhand der diffusen Marktstruktur des Neoliberalismus als adequat erscheint.

Dabei sollen in der Kunst nur symbolisch realisierte Entwürfe, wie die frühen Videoinstallationen von Dan Graham auf eine existierende Ökonomie übertragen werden.

UTV erscheint als ökonomisch transparentes Modell, kann dies aber gar nicht sein, da es sich zwischen die opaken Strukturen von TV Distribution und "grauen Märkten" einer deregulierten Ökonomie stellt.

Wie diffus und planlos die Vergabe von Sendekanälen sind, belegen unsere Gesprächsprotokolle der letzten 20 Monate.

Über das verschlungene Geflecht der "Grauen Märkte" geben Anzeigenblätter und die Computernetze Aufschluß.

Die Absicht von UTV ist es, diese halbverborgenen Strukturen auf seiner Programmoberfläche zu reflektieren und via TV-Ausstrahlung innerhalb einer größeren Öffentlichkeit einen Diskurs zu eröffnen.

Psychoanalytische Strategien werden bei UTV aufs Fernsehen übertragen und die technischen Metaphern Lacans buchstäblich genommen.

"Unser TV" ist somit ein von den Zuschauern und Nutzern getragener Fernsehsender.

Ein Fernsehen das nicht mehr aus-, sondern eingrenzt. Es definiert sich zwischen einer gut bezahlten Medienelite und der unbezahlten X-Beliebigkeit eines "Offenen Kanals".

Seine Konstruktion ist gleichzeitig eine Kritik der herrschenden TV Verhältnisse.

 

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