HILDE - SAG MIR WO DIE KARTOFFELN SIND.

Ver. 4.96 / Kritik

 

 

 

 



"Bei Fernsehaufnahmen für eine SAT-1-Glücksspielserie in Hamburg ist eine Kandidatin schwer verunglückt. Die 32jährige Hamburgerin hatte sich in einem Auto an einem Bungee-Seil in die Höhe ziehen lassen. In 30 Metern Höhe klinkte die Zugvorrichtung aus; das Auto und seine Insassin stürzten in die Elbe." (dpa)

Die kleine Meldung in der `Süddeutschen Zeitung' macht deutlich, welche Risiken das Fernsehen bietet. Andererseits läßt sie aber auch den möglichen Schaum, den Angstschweiß und all die erbrachten Opfer für einen Auftritt auf dem Bildschirm erahnen. Diese Sehnsüchte des Menschen im kleinen Flackerbild tausendfach reproduziert zu sein sind uns nicht fremd, aber ist ein Sturz aus solcher Höhe dafür wirklich notwendig? Die Glückspiel-Kandidatin im Pech hätte sich auch unter den Fittichen empfindsamer Tele-Sozialarbeiterinnen in dem Schutzraum eines `Offenen Kanals' reproduzieren können. Spät kommt dieses aus den USA importierte Sendemodell jetzt auch nach München, andernorts gibt es ihn schon so lange, daß Politiker ihn am liebsten wieder abschaffen möchten. Aber unsere gefallene Kandidatin wollte wie so viele lieber ins "große" Fernsehen. Vielleicht weil sie es für die richtige Welt hielt, die nach den Gesetzen einer realen Ökonomie funktioniert.

In einem erstaunlich ähnlichen Konflikt befinden sich Künstlerinnen, wenn sie in den abgeschlossenen Reservaten der Kunst keinen Sinn mehr sehen. Gab es draußen noch eine Welt? Und war sie auch so schlecht gelaunt? Was ist zu tun? Anlaß zu einer Politisierung gab es in den Jahren seit dem "Kollaps" des sozialistischen Experiments im Ostblock genug. Auch die westlichen Gesellschaften erlebten einen drastischen Rechtsruck, der inzwischen "Deregulierung" genannt wird. Eine Entwicklung, die durch eine massive ökonomische Umstrukturierung noch forciert wurde und deren Ergebnisse, wie Sozialabbau, verstärkter Rassismus oder Abschaffung demokratischer Errungenschaften, sich inzwischen in einer immer stärker entpolitisierten Auseinandersetzung stabilisieren. Der öffentliche Raum verlor durch diese, als privat erlebte ökonomische Bedrängnis an Bedeutung.

Bekanntermaßen wurde auch die Ökonomie des Kunstbetriebes von dieser "Rezession" in Mitleidenschaft gezogen und kam in großen Teilen quasi zum Erliegen, was eine kurzfristige Politisierung von "Teilen des Feldes" auslöste. Doch unterscheiden sich die ökonomischen Mechanismen des Kunstmarktes erheblich von denen der gewöhnlichen Marktwirtschaft, was die Frage aufwirft, in wie weit sich aus dieser sozialen Perspektive überhaupt ein gesellschaftlicher Zusammenhang reflektieren läßt. Künstlerinnen, Galeristinnen oder Vermittlerinnen arbeiten oft ähnlich wie Manufakturen, konstituieren sich vom Klassenstandpunkt aus also meist als Kleinbürgerinnen mit minimalen Solidaritätsverständnis, das meist entgültig in sich zusammenbricht, wenn es um die letzte Wurst geht. Bedingt durch die ästhetische und historische Aura dieser "Kartoffelesser" nähren sich die einen durch enge Kontakte zu den Kapital-Resourcen des gehobenen Bürgertums, die anderen durch das Pochen auf eine finanzielle Verpflichtung des Staates, der mit seinen Subventionen eine permanent vom Kollaps bedrohte Ökonomie des Kunstbetriebes am Leben halten soll. Gegen diese Schwierigkeiten, die Kulturproduzentinnen als relevante Klassensubjekte zu etablieren, formierte sich in den letzten Jahren der Versuch den "Techniker", eine Denkfigur des italienischen Marxisten Antonio Gramsci, wieder in die Diskussionen zu bringen. Diese Ansätze enthalten langfristig ein relevantes Potential, wenn sie nicht mit Technikeuphorie, und anachronistischem Hierarchieverständnis besetzt sind, sondern sich im übertragenen Sinn als Arbeit an einer Veränderung der Gesellschaft verstehen.

Das Modell, das wir vorstellen möchten, versteht sich als eine solche Form der Politisierung unter Verwendung von künstlerischen Methoden. Ort, Beiteiligte und Problemfeld ist dabei aber die Öffentlichkeit des momentan in der Installation befindlichen "Spartenfernsehns".

 

UNSER FERNSEHSENDER

Gehen sie nicht ins Gefängnis, sondern direkt über Los, ziehen sie 4000 Mark ein, kaufen sie dafür ein gebrauchtes Low- Budget-Videostudio. Gebrauchen sie in der nächsten Runde ihre Werkzeuge, gehen sie nochmals über Los und ziehen weitere 4000 Mark ein. Organisieren sie damit ein Netzwerk aus unabhängigen Videoproduzentinnnen, an kollektiv interessierten Zusammenhängen, noch nicht eingeschlafenen Politgruppen, Videosüchtigen, Yuppies die das `Schumanns' dick haben und sich nach unten entwickeln wollen, NDW-Musiker die an der Mode immer noch nicht verzweifelt sind, Leute die bei Achternbusch nicht vorgelassen wurden, Frauen die bei TM3 ihre Weiblichkeit nicht finden, Gebrauchtwagenändlerinnen ohne Parkplatz, Flohmarktfans die nicht mehr frieren wollen. Nehmen sie eine Ereigniskarte und erleben sie jetzt das televisionäre Revival des Flughafen-Flohmarkts München Riem.

Es geht also darum, die traurig verwaisten Räume der Kunst zu verlassen und in der bunten Welt eines grauen Marktes, im kriselnden Kapitalismus ein heiteres Kulturfernsehen zu installieren.

Wie könnte ein solcher Fernsehsender aussehen, der nicht von staatlichen Subventionen, Geldern der Industrie (Werbung, Sponsoring etc) abhängig ist? Ein Sender, der nicht die Langeweile der Kulturnischen bei RTL, die Ghettoisierung bei Arte oder die Grenzen der Sozialarbeit der `Offenen Kanäle' reproduziert? Für unabhängige, semi-professionelle Produzentinnen wäre es notwendig sich einenBereich zwischen der unbezahlten X-Beliebigkeit der `Offenen Kanäle' und einer gut honorierten, aber ausschließenden Fernsehelite eine selbverwaltete Zwischenlösung zu erarbeiten. Umgekehrt wäre es anzustreben, daß eine bestimmte Öffentlichkeit ihr eigenens, quasi-autonomes Fernsehn finanziert. Ein TV das nicht aus-, sondern eingrenzt und das nicht in die bekannte Beliebigkeit ausufert, sondern Verbindlichkeiten stiftet.

Tele-Vision als kollektive Idee, die mit anderen zu überprüfen und immer wieder neu zu definieren ist. Ein Sender der die notwendige Auseinandersetzung innerhalb eines bestimmten Feldes zwischen Kunst, linker Politik, Theorie- und Medien-Produktion vertieft und eine Öffentlichkeit dafür herzustellt. Ein Medium das über seine ökonomische Konstruktion zum Organ seiner Benutzer wird und schon dadurch in Oppostion zu den herrschenden Machtstrukturen tritt, ohne deren Mechanismen zu verleugnen. Dessen organisatorische Strukturen, inhaltliche Entscheidungen, personelle Mitarbeit, sowie Programmstruktur sollen sich in einem kollektiven Prozess bilden und transparent gehalten werden. Allein die auf -zig Kanälen permanent zur Schau gestellte Dominanz zwischen Sendenden und nicht-Sendenden erneuert den Wunsch diese Hierarchie zu brechen. Oder hatten Sie noch nie das Bedürfnis dem Wickert über den Mund zu fahren. Bisher hieß das, gehen sie nicht über Los, ziehen sie den Kürzeren.

Bei einem "TV von Unten" geht es darum, immer wieder die richtige Mischung zwischen vergnügtem Chaos, unausgegorener Theorie, geplanter Unterhaltung und ernsthafter Information herzustellen. Dabei ist redaktionelle Arbeit, ohne die es, wie die Offenen Kanäle zeigen, noch nicht geht, weniger auswählend als mit der Koordination eines Spannungbogens befasst, der Dramaturgie eines Anti-Theaters.

Diese Form der Vitalität, die in hohem Maße davon lebt, daß sehr Heterogenes gegeneinander gestellt wird, wirft die Frage auf, ob mit ihr ein kontinuierliches Publikum als Zielgruppe erreicht werden kann. Wir glauben an die Möglichkeit einer Interaktion, die mehr bietet als zwischen ein paar Knöpfen hin und her zu schalten. Soziale Beziehungen definieren sich in der freien Marktwirtschaft im wesentlichen über einen ökonomischen Austausch. WirklicheInteraktion kann für uns nur heißen, daß der Konsument selbst zum Produzenten wird.

Will man eine Konsumenten-Haltung knacken, die beim Fernsehen erstmal Standard ist, scheint auch die Kategorie Kunst denkbar ungünstig, da sie mit einer extremen Hierachie zwischen Produzentin und Konsumentin verbunden ist. Um zu einer stärkeren Interaktion und langfristig einer Aufhebung dieser Grenzen zu gelangen, erscheint es sinnvoller das Terrain der Kunst zu verlassen.

Wie schon eingangs festgestellt, werden Form und Inhalt in hohem Maße durch ihre ökonomischen Mechanismen bestimmt. In der Konsequenz heißt dies, inhaltliches Anliegen und ökonomische Tragfäigkeit möglichst adequat miteinander zu verknüpfen. Wir denken an ein Sendemodell, das möglichst direkt von seinen Zuschauer/ Produzenten getragen wird und von ihnen gleichzeitig als Sender und Empfänger benutzt wird. Ein Fernsehsender in dem nicht mehr Spezialisten nur Fernsehn machen, sondern in dem jeder neben seiner sonstigen Alltagsrealität auch mal Fernsehn macht. Damit dieser Sender von staatlicher und industrieller Einflußnahme möglichst unabhängig sein kann, muß die Qualität einer autonomen Ökonomie dafür ertragreich gemacht werden. Ein kommerzialisierter Offenen Kanal etwa?

Werbezeit ist genauso wie bei bei RTL oder VOX das einzige, was dieser Sender zu verkaufen hat . Das klingt nicht neu, nur daß bei den bekannten Modellen der Geldfluß über den Umweg der Werbung für industriell gefertigte Marken-Produkte stattfindet. Die einzige Interaktion des Zuschauers besteht im Kaufen oder Nichtkaufen des Produktes und im Um- oder Abschalten. Eine Möglichkeit dieser Entfremdung zu entgehen wäre eine Art Flohmarkt- oder Tante-Emma-Fernsehn. Hier hieße es mit dem eigenen Begehren Handel zu treiben, mit eigenen oder in Besitz genommenen Waren. Bedient würde damit eine im Verlauf der momentanen nachfordistischen Entwicklung immer größer werdende graue Zone jenseits der Kontrolle von Markt- und Steuerforschung, wie sie sich momentan auch in Mailboxen, Anzeigenblättern und flüchtigen Märkten austauscht.

Schon jetzt haben diese Medien neben ihrer ökonomischen Tragfähigkeit eine eigene (Sub)Kultur in Texten und Kommunikationswegen entwickelt. Uns scheint dieses Modell und als Nebeneffekt vor allem seine relativ unkontrollierten Strukturen des Geld- und Informtionsflusses auf das Medium Fernsehen übertragbar. Praktisch würde das bedeuten, Sende- bzw. Werbezeit zu extrem niedrigen Preisen an Privatpersonen anzubieten. Wir gehen davon aus, daß aus dieser Dumping-Technik auf jeden Fall eine reizvolle Sendeoberfläche entsteht, die zudem die Standards soweit unterläuft, daß sie für kommerzielle Anbieter uninteressant ist. Aus dem Ertrag eines täglichen Kleinanzeigen-Geschäfts könnte ein Low-Budget-Programm am Abend und in der Nacht finanziert werden. Die momentane Selbstausbeutung semi-professioneller Video-Produzenten würde so abgefedert und eine relativ autonome Sendezone hergestellt. Das allgemeine, überspannte Blubbern des Billig-TV wird jetzt mit seiner zweifellos spannenderen Überspitzung geschlagen.

Würde die Sekunde für zwei Mark verkauft, dann kostet eine Sendeminute, und das ist für Werbung sehr lang, die Privatkundin 120 Mark (Kleingewerbe zahlt entsprechend mehr), also soviel wie eine lange Kleinanzeige in der Zeitung. Der 10-Stunden Betrieb eines solchen Programmes würde täglich 72.000 DM einspielen, das ist ein Jahresumsatz von etwa 26 Millionen DM und damit im Vergleich der 20-fache Etat des Offenen Kanals Hamburg..

In einem solchem Fernsehsender könnte sich fast jeder Sendezeit leisten und das Programm würde schon allein aus dem Interesse an einem guten Schnäppchen gekuckt werden. Dieses investierte Geld der Produzenten-Zuschauer, sowie der Transaktionen der angebotenen Waren, Dienstleistungen etc läuft also nicht über die Töpfe großer Konzerne. Die Überschüsse würden ein Programm finanzieren an dem die Zuschauer-Produzenten wieder aktiv teilnehmen würden.

Für 10 Mark könnten die Benutzerinnen ihre Freunde grüßen, ihre Porsches verkaufen, eine neue Arbeit finden oder die eigene Fitness oder Schönheit auf dem Bildschirm beweisen. Allein in der Sparte Musik würde das Potential von tausend unentdeckten Talenten eine prächtige und viel schönere Variante von MTV und VIVA zu Tage treten lassen. Eine tägliche Hitparade der besten Werbefilme würde von den Zuschauern im Clinch gegen eine Jury aus Schülern, Arbeitslosen und Rentnern am Ende des Werbeblocks erstritten. Die privat gedrehten Videos könnten eingesandt oder direkt in den Annahmebüros abgeben werden. In Ballungsräumen werden ähnlich wie FotoautomateMinistudios installiert, deren Input am Abend eingesammelt wird. Wie aus Anzeigenblättern bekannt, werden die Werbefilme nach Rubriken katalogisiert, mit Show-View-Codes von den Benutzerinnen mit einem Videorecorder mühelos programmier, aufgezeichnet und gezielt ausgewertet werden.

Mit der Erstellung einer Struktur erschwinglicher Werbezeit ist es natürlich noch nicht getan. Wenn wir im Folgenden Beispiele für Programmpunkte der redaktionell betreuten Zeit nach dem Ende des Werbeblocks geben, dann können dies nur Anhaltpunkte für einen Vorgang sein, der sich zwischen Zuschauern, rotierenden Redaktionen und temporär Beteiligten abspielen soll.

 



Für die Zeit von 0 - 4 Uhr in der Nacht sind bisher drei Sendeformen geplant:

> "Stimmen vom schwarzen Schirm" überträgt als Soundtrack zu Stummfilmen zwischen Expressionismus von Murnau und Exibitionismus auf Mallorca eine telefonische Konfernzschaltung in die sich Zuschauerinnen einwählen können. Eine Mischung aus interaktiven Fernsehen preisgünstigster Machart, anonymer Talkshow mit selbsternannten Moderatoren und Party-Fernsehn.

> In der Endlosserie "Mit Semiprominenten durch Metropolen und Dörfer dieser Welt", erkunden Ministars ihre Lieblingsorte während die Kamera ihnen in Realzeit auf die Schulter schaut.

> "Nicht digitales Ambient Fernsehn" ist eine Analogie zum Bildschirmschoner. Bilder an der Grenze der Unbewegheit laden zum Chill-Out ein und schmücken das Wohnzimmer täglich neu. Jetzt könnte man endlos sitzen bleiben, und vom Glück träumen.

> Doch die Früh-Morgen-Abspielstelle beginnt um vier Uhr und resultiert aus der Beobachtung, daß seit der Erfindung des Videorecorders und des VPS niemand mehr (Spiel-)Filme zur "eigentlichen" Abspielzeit sieht. Gezeigt werden Filme für die tiefste Nacht Schutz und Versprechen ist. So gibt es für Künstlervideos in voller Länge bisher keinen wirklich adequaten und kontinuierlichen Präsentationsrahmen. Das Programm dafür, mit Anfangszeiten (VPS), Autor und Titel, wird als preisgünstiger Abo-Brief vertrieben, dessen Einnahmen nach Deckung der Kosten direkt an Filmemacher und Künstler gehen. Da wären viele Nutzer auch eher bereit zu abonnieren.

Mit einer solchen Früh-Morgen-Abspielsstelle stünden monatlich 120 Stunden für diesen in den Archiven verstaubenden Reichtum zur Verfügung. Mit dem Auswählen und Zusammenstellen von Filmen ist es aber nicht getan. Fernsehn nur als Abspielstelle für Filme zu benutzen ist zu wenig. Hier können unterschiedliche Arbeits- und Denkformen, wie Fanzine, Magazin, Ausstellungs-Raum, Mailbox, Buch, Video spielerisch miteinander verknüpft werden ohne gleich als Multimedia zu nerven..

> Um 7 beginnt die Werbung mit Grußfilmen von Freunden an Freunde um die schwindende Zahl der Werktätigen glücklicher in den Tag befördern.

> Um 9 Uhr beginnt der tägliche Werbeblock und endet um17 Uhr.

>Wie in jedem anständigen Programm beginnen jetzt die Vorabendserien, die sich in ihren Produktionsbedingungen aber erheblich vom "Marienhof" unterscheiden.

> Jede der täglichen Folgen wird von immer wechselnden Geistschreiberinnen konzipiert, die zwar die Grundkonstellation der Serie kennen, aber nur die letzte Minute des Drehbuchs der Vortagsfolge. Dies surrealistische Spiel des `Cadavre Equis' hat schon Millionen Kindergeburtstage gerettet wurden, hier Verspricht es ungeahnte Handlungsstränge und ständige Chancen für Nachwuchsautoren

Zwischen den Serien gibt es zwar keine Werbung, davon bot der Tag schon genug, darür liebevolle Sachfilme.

> Die zweite Serie, unter dem Titel "Bambule-Soaps", wird von den Jugendlichen in Freizeitheimen, Schulen oder Jugendstrafanstalten konzipiert und gedreht.

> Die dritte Serie thematisiert den Nordsüd-Konflikt durch den Import ausgewählter Afrikanischer, Indischer und Südamerikanischer Seifenopern, die diese im Glauben an eine direkte Übertragbarkeit des Genres dieses unfreiwillig persiflieren, in diesen Soaps wird der Neo-Kolonialismus zum Kargo-Kult.

> NACHRICHTEN: Ziel von Nachrichten in einem Fernsehsender, wie dem hier kurz skizzierten kann nicht sein, eine weitere beliebige Auswahl an Tagesereignissen herzustellen undmit manipulativer Bedeutung aufzuladen. Es kann nur darum gehen diese Konstruktionen von Bedeutung zu erschüttern. Auch wenn die Gefahr besteht, in eine reaktive Position zu rutschen, sollte das Hauptanliegen in einem querlaufenden Subtext der offiziellen Nachrichtenschreibung liegen. Also: was ist Information? Wowird etwas als Wahrheit behauptet und warum? Für wen? Von wem? Warum sollte unsere subjektive "Wahreits"kritik nicht genauso Gültigkeit haben, wie die subjektive Auswahl der Scheininformationen? Katastrophe hier, Hungersnot da, Krieg dort ... was sind die Zusammenhänge? Was hat das mit uns zu tun, wie konfrontiert mich das mit der herrschenden Politik? Wie können Informationen aussehen, die nicht lähmen, sondern Handlungspielräume eröffnen?

Die gleiche Frage stellt sich in der Kunst.


Hans-Christian Dany, Stephan Dillemuth (nach einem Gespräch mit J.Z.)


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