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Lou Andreas-Salomé (1861 - 1937)
Schriftstellerin und Psychoanalytikerin, gab Nietzsche und Rilke einen Korb

rilke and lou salome: http://www.rilke.de/briefe/080614.htm

nietzsche und lou salome: http://www.virtusens.de/walther/lou.htm

IHRE HOMEPAGE: http://www.lou-andreas-salome.de


München. Es war Ende April 1897. Lou reiste von Berlin nach München, um hier ihre gute Freundin Frieda von Bülow zu treffen und einem Vortrag von ihr über Afrika beizuwohnen. Sie war mit ihr in den sogenannten Fürstenhäusern in der Schellingstraße in München-Schwabing abgestiegen (diese wurden im Krieg zerstört. An ihrer Stelle stehen heute die Neubauten Schellingstraße 83-98.) Bei dieser Gelegenheit traf sie viele andere Freunde und Bekannten, unter ihnen auch Frank Wedekind. Durch diesen lernte Lou den jungen Schriftsteller Jakob Wassermann kennen. Zwischenzeitlich bekam sie, offenbar von einem Verehrer, wiederholt anonyme Briefe mit beigefügten Gedichten, die sie nicht weiter beachtete, weil sie sie nicht sonderlich beeindrucken konnten. Am 12.5.1897 stellte ihr in seiner Wohnung der neue Freund Jakob Wassermann einen schlanken, 21 Jahre jungen Mann von zarter Erscheinung vor, dem seine Sensibilität und Aufgeregtheit ins Gesicht geschrieben standen, René Maria Rilke. Zwar hatte der junge Rilke die von ihm unbekannterweise verehrte Autorin nur aufgesucht, um durch sie Kontakte zu knüpfen und als Literat protegiert zu werden. Aber von Anfang an zog ihn die 36-jährige Lou, die fast seine Mutter sein könnte, in ihren Bann. Am nächsten Tag schrieb er ihr einen Brief: "Gnädigste Frau, - es war nicht die erste Dämmerstunde gestern, die ich mit Ihnen verbringen durfte ...". Denn der gestrige Nachmittag sei ja nur ein gesellschaftlicher Anlaß gewesen, fuhr er in dem Brief fort, und konnte somit nicht so ablaufen wie jener frühere, intime, an dem er ihren Essay Jesus der Jude gelesen habe. "In jener Dämmerstunde war ich mit Ihnen allein". Für ihn sei ihr Essay eine Offenbarung gewesen, denn sie habe "mit der gigantischen Wucht einer heiligen Überzeugung so meisterhaft klar ausgesprochen", was er selbst in seinem Gedichtzyklus Christus-Visionen habe ausdrücken wollen (diese Gedichte sind nie veröffentlicht worden, aber einige von ihnen sollen sich noch im Rilke-Archiv befinden). Es sei ihm gewesen wie einem, dem große Träume in Erfüllung gingen. In Gegenwart anderer habe er ihr dafür nicht danken können, denn "Mir ist immer: wenn ein Mensch einem anderen für etwas sehr Teures zu danken hat, soll dieser Dank ein Geheimnis bleiben zwischen den Beiden". Er würde sich freuen, ihr einige der genannten Gedichte vorlesen zu dürfen und hoffe, daß er sie am nächsten Abend im Theater wiedersähe.

Lou erkannte zwar anhand der Handschrift sofort den Absender der anonymen Briefe und Gedichte, die sie in der letzten Zeit erhalten hatte. Aber diese erste Begegnung mit dem jungen Dichter hat sie immer noch nicht weiter beeindruckt. Denn sie erinnerte sich später in ihrem Lebensrückblick nur an die zweite Begegnung mit ihm, wobei auch jetzt dieser Verehrer nur einer unter anderen Menschen ist. Der hartnäckige Verliebte steigerte jedoch sein Werben immer mehr. Hatte Lou ihn im Theater verpaßt oder nicht beachtet? Er lief in ganz München umher, um sie zu suchen: "Ich bin mit ein paar Rosen in der Hand in der Stadt und dem Anfang des Englischen Gartens herumgelaufen, um Ihnen die Rosen zu schenken". Drei Tage später suchte er sie auf und las ihr in der Tat einige von seinen Christus-Visionen vor. Schon bald darauf widmete er ihr ein Gedicht. Auch alle nachfolgenden Liebesgedichte bis zum Bruch im Herbst 1900 galten immer ihr. Rilke liebte und verehrte sie wie eine Göttin und eine mütterliche Geliebte. Um den 7. Juni 1897 herum änderte sich ihre Sprache. Sie redeten sich schon mit Du an. Wahrscheinlich hatte Lou Rilkes Liebe bereits erwidert.

Wolfratshausen. Ende Mai unternahmen die drei (Lou, Rilke, Frieda von Bülow) einen Ausflug nach Wolfratshausen im Isartal bei München und fanden Gefallen an diesem schönen Dorf. So entschlossen sie sich dazu, in wenigen Tagen hier eine längere Zeit gemeinsam zu verbringen. Das geschah am 14. Juni 1897. Sie bezogen dort ihr Sommerquartier. Es war zunächst in einem kleinen Häuschen an einem Berghang, zeitweise in Gesellschaft einiger Freunde, zum Beispiel des gemeinsamen Freundes August Endell, eines Architekten. (Auch ein russischer Schriftsteller, Akim Volinskij, den Lou kannte, kam für kurze Zeit vorbei.) Nach einer kurzen Unterbrechung im Juli war das Liebespaar wieder dort und bewohnte ab 20. Juli ein an den Berg gebautes Bauernhaus, das Lou Loufried taufte. Über dem Haus wehte eine von Endell angefertigte Fahne mit diesem Namen. Es war hier eine sehr glückliche Zeit für das Liebespaar. In dieser Zeit verlieh Rilke seiner Anbetung der Geliebten Ausdruck in einem an "Gott" gerichteten, berühmten Gedicht, das in seinem späteren Stundenbuch, speziell in der Abteilung Das Buch von der Pilgerschaft, auftauchte:

              Lösch mir die Augen aus: ich kann Dich sehn,
              wirf mir die Ohren zu: ich kann Dich hören,
              und ohne Füße kann ich zu Dir gehn,
              und ohne Mund noch kann ich Dich beschwören.
              Brich mir die Arme ab, ich fasse Dich
              mit meinem Herzen wie mit einer Hand,
              halt mir das Herz zu, und mein Hirn wird schlagen,
              und wirfst Du in mein Hirn den Brand,
              so werd ich Dich auf meinem Blute tragen.

Aber ein großer Teil der Gedichte aus dieser Zeit wurde von den beiden absichtlich vernichtet. Eines der wenigen, die übriggeblieben sind, bewahrte Lou bis zuletzt auf, "sogar im vergilbten Wolfratshauser Umschlag" [Lebensrückblick, S. 141], das sie an ihr erstes Liebeserlebnis mit Rilke (in einer Juninacht ?) erinnerte:

              Dann brachte mir Dein Brief den sanften Segen,
              Ich wußte, daß es keine Ferne gibt:
              Aus allem Schönen gehst Du mir entgegen,
              Mein Frühlingswind Du, Du mein Sommerregen,
              Du meine Juninacht mit tausend Wegen,
              Auf denen kein Geweihter schritt vor mir:
              Ich bin in Dir.

Auch Lous Ehemann, Friedrich Carl Andreas, kam am 23.7.1897 vorbei und verbrachte einen ganzen Monat im Loufried. Seine Ankunft hatte er per Telegramm angekündigt, so daß Rilke sich etwas zurückziehen und beherrschen konnte, damit der Ehemann nichts merke. Ende August verließ man Wolfratshausen. Am 1. Oktober ging Lou zurück nach Berlin - zusammen mit Rilke, der sich spontan von allem, aber von Lou nicht mehr trennen konnte.

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