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SEHR WERTVOLLE VORSCHLÄGE

Auszug aus Aufruf zum Sozialismus

 Gustav Landauer

Die meisten Güter verlieren auch materiell an Wert durchs Liegenlassen oder durch Gebrauch und gehen schnell in den Konsum ein. Sie werden zum Zweck des Tausches produziert, um Verbrauchsgegenstände einzutauschen, um welche es ebenso bestellt war. Das Geld hat dadurch seine verhängnisvolle Ausnahmestellung, daß es nur in den Tausch, aber gar nicht in Wahrheit in den Verbrauch eingeht. Aus den entgegenstehenden Behauptungen der Geldtheoretiker spricht das böse Gewissen. Wird darum in der rechten Tauschwirtschaft, wo sich Produkt nur gegen gleichwertiges Produkt tauschen soll, allerdings ein Zirkulationsmittel nötig sein, das unserm Geld entspricht und wohl auch Geld hSkepsis und Mystik (zum ersten Band der Sprachkritikeißen wird, so wird es doch eine entscheidende Eigenschaft unsres Geldes nicht haben können: die Eigenschaft, absoluten Wert zu haben und auch dem zum Schaden anderer dienen zu können, der es nicht durch Arbeit erworben hat. Nicht die Möglichkeit des Diebstahls soll hier ausgeschlossen werden; Diebstahl kann es an jeglichem Gelde wie an allen andern Gütern geben; und über dies ist Diebstahl auch eine Art Arbeit und dazu eine recht aufreibende und im ganzen wenig ergiebige und in guter Gesellschaft unerfreuliche. Es soll hier vielmehr darauf hingewiesen werden, daß die Schädlichkeit des heutigen Geldes nicht bloß in seiner Verzinslichkeit, also seinem Wachstum, sondern schon in seiner Unverbrauchbarkeit, also in seinem Bleiben, seinem Nichtgeringerwerden und seinem nicht im Konsum Verschwinden liegt. Die Idee, das Geld werde dadurch harmlos gemacht, daß es ein bloßer Arbeitszettel werde, also keine Ware mehr sei, ist ganz falsch und könnte nur für eine Staatssklaverei Sinn haben, wo an die Stelle des freien Verkehrs die Abhängigkeit von der Behörde träte, die bestimmte, wie viel jeder zu arbeiten und zu verbrauchen hat. In der freien Tauschwirtschaft muß im Gegenteil das Geld allen andern Waren, von denen es sich heute im Wesen unterscheidet, gleich werden und doch allgemeines Tauschmittel sein: es muß, wie jede Ware, den Doppelcharakter des Tausches und des Verbrauches tragen. Die Möglichkeit, auch in einer Gesellschaft des gerechten Tausches, wenn das Tauschmittel unverbrauchbar ist und mit der Zeit seinen Wert nicht einbüßt, zu schädigendem Besitz großen Umfangs und dadurch zur Erlangung eines Tributrechts irgendwelcher Gestalt zu kommen, ist nicht von der Hand zu weisen, wenn auch in der uns bekannten Geschichte bei der Entstehung des Großgrundeigentums und damit jeder Art Ausbeutung Ersparnisse, Erbschaften und dergleichen im Vergleich mit der Gewalt und dem Gewaltschutz des Staates nur eine untergeordnete Rolle spielen. Sehr wertvoll sind darum die Vorschläge, die Silvio Gesell gemacht hat, um ein Geld zu finden, das nicht, wie heute, mit den Jahren an Wert gewinnt, sondern umgekehrt von Anfang an progressiv an Wert verliert, so daß der, der durch Hingabe eines Produktes in den Besitz des Tauschmittels gelangt ist, kein angelegentlicheres Interesse haben wird, als es so schnell wie möglich wieder gegen ein Produkt einzutauschen und so immer weiter. Silvio Gesell ist einer der ganz wenigen, die von Proudhon gelernt haben, seine Größe anerkennen und im Anschluß an ihn zu selbständigem Weiterdenken gekommen sind. Seine Beschreibung, wie dieses neue Geld den Fluß der Zirkulation in lebhafte Bewegung bringt, wie jeder kein andres Interesse bei der Produktion und beim Erlangen des Tauschmittels mehr haben kann, als das des Konsums, ist ganz aus Proudhons Geist entsprungen, der uns zuerst gelehrt hat, wie der schnelle Umlauf Heiterkeit und Lebendigkeit ins private und öffentliche Leben bringt, während die Stockung auf dem Markte und die Verstocktheit des beharrenden Geldes auch unsere Säfte ins Stokken bringt und Starrsinn und stockige Fäulnis über unsere Seelen legt.

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