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Ulrike MeitznerMittwoch, 15. Dezember 2004 Wieder mal Berlin - New York In den Kunst-Werken geht es um die Rolle der Künstler Ulrike Meitzner Anfang der Neunzigerjahre war der Ostteil Berlins Neuland - zwar nicht für die alteingesessenen Bewohner, aber für Künstler und Aktivisten. In kürzester Zeit entstand in Berlin-Mitte eine Szene, in der in besetzten Häusern und improvisierten Ateliers der alte Traum der Avantgarde ausprobiert wurde: die Einheit von Kunst und Leben. Die Kunst-Werke, kurz KW genannt, heute wie die ganze Spandauer Vorstadt eine Touristenattraktion, zugleich aber auch längst eine feste Institution im internationalen Kunstbetrieb - man denke nur an die bisher drei Berlin Biennalen - waren bei ihrer Gründung 1990 Teil dieser Szene. Die Ausstellung "Jetzt und zehn Jahre davor" ist der Versuch, mit einer Art Bestandsaufnahme die Rolle von Kunstinstitutionen und Künstlern bei der "gentrification" zu beleuchten, der kommerziellen Aufwertung ehemals heruntergekommener Viertel. Viele der gezeigten Objekte dokumentieren Hausbesetzerprojekte, etwa das als "K 77" bekannte Haus in der Kastanienallee, das man Anfang der 90er-Jahre kurzerhand zur sozialen Plastik erklärte und das so, mit der Berufung auf die Kunst, der Räumung entging. Eine Fotocollage weckt Erinnerungen an Mitte vor dem Boom: Fahrradmassen im Hof, Bettlakenbanner in den Fenstern, und friedlich auf dem breiten Bürgersteig Kaffee trinkende Hausbewohner. Die Euphorie der Wendezeit wird auch im Dokumentarfilm der US-Amerikanerin Juliet Bashore über das "Tuntenhaus" in der Mainzer Straße lebendig. 30 Schwule probten hier das Zusammenleben frei von Repression, inklusive Singen sozialistischen Liedguts, was dann freilich mit der Räumung der Mainzer Straße im November 1990 ein gewaltsames Ende fand. Der zweite Teil der Ausstellung ist New York gewidmet. Das liegt nicht nur wegen der engen Beziehungen der Kunst-Werke zu New York nahe: In wohl keiner anderen Stadt der Welt lässt sich die kommerzielle Entdeckung und Entwicklung immer neuer Stadträume besser beobachten. "Jetzt und zehn Jahre davor" hat allerdings noch andere Gründe für den Blick nach Westen. Josef Strau und Stephan Dillemuth, die die Ausstellung mitkuratiert beziehungsweise den Katalog mitherausgegeben haben, dokumentierten die Gentrifizierung der East Side während der frühen 80er-Jahre bereits 1992 in der Pat Hearn Gallery, New York. An dieser Ausstellung orientiert sich das Konzept der Kunst-Werke ebenso wie an der kuratorischen Vorarbeit des Art Club 2000, einer New Yorker Künstlergruppe. Unter den Übernahmen vom Art Club sind eine Fotoserie über das nächtliche New York und Dokumente zur Verlagerung der Galerienszene von So Ho? nach Chelsea Mitte der 90er Jahre. Ob diese Übertragung von zwei auf das New Yorker Publikum zugeschnittenen Ausstellungen auf den Berliner Kontext funktioniert, ist allerdings fraglich. Das ist schade, denn in beiden Städten geht es letztlich um dieselbe Frage. Ein New Yorker Künstler trug ins Interviewheft des Art Club 2000 ein: "Wenn wir die Stadt um uns nicht mehr wiedererkennen, werden wir uns selbst noch wiedererkennen?" Kunst-Werke, Auguststraße 69, Ausstellungen: "Jetzt und zehn Jahre davor" sowie "Space of conflict", bis zum 9. Januar; Di-So 12-18 Uhr. |