Was mache ich die ganze Zeit? Ich weiß es nicht, während ich unaufhörlich etwas entgegen arbeite; ja, arbeite, und zwar hart. Unaufhörlich arbeite ich einem Zustand entgegen; ich weiß nicht was er ist, aber komme ihm arbeitend näher. Ein sehnen liegt all dem zu Grunde. Ich weiß nicht was es ist, wonach ich mich sehne. Aber sehnend verfolge ich die Sucht. Wonach sich die Menschen nicht schon alles sehnten. Denke ich mir, wenn ich an einer großen Kirche vorbeigehe, einer alten Stadt, einen Film sehe. Wieso sehen sich Menschen Filme an? Weil sie sich sehnen. Sind nicht all die Dinge, seien sie kultureller, technischer oder alltäglich-gebräuchlicher Art, Ausdruck irgendeiner Sehnsucht? Meine Sehnsucht hat schon vielerlei Dinge produziert. Geschichten, Begegnungen, Zufälle, Wandlungen, Tatsachen, Gegenstände, und ich bin mir sicher so tat es die Sehnsucht mit einer/m jeden. Der Ort größter Sehnsucht ist wahrscheinlich das Gefängnis: dort wird die Sehnsucht produziert, ein Zustand von Mangel an (fast) allem, um die Inhaftierten aus diesem heraus anzutreiben: sich zu bessern, zu arbeiten, raus zu wollen und sich dementsprechend zu verhalten. Manchmal hat das Sehnen ein Ende, dann ist irgendetwas erreicht. Dann fehlt nichts, und dann treibt nichts. Und dann mache ich auch nichts. Manchmal lasse ich eine Sehnsucht absichtlich im Raum, um sie verfolgen zu können. Um mich damit zu beschäftigen. Sehnsucht als Produktionsfaktor. Im Zustand ungestillter Sehnsüchte kann man ganz hervorragend arbeiten. Einfach in einem Zustand des Mangels verharren und sich mit diesem auseinandersetzen. Man kann aber auch losgehen, und sich ansehen, was passiert wenn man der Sehnsucht entgegen lebt. Ich frage mich, wonach ich mich mehr sehne.
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Ich find gut, dass du nach Halle ziehst.