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Samstag, 22. Mai 2004

Kommentar

"Blutgeld"

Arno Widmann

Niemand hat etwas dagegen, dass Salomon Korn etwas gegen die Etablierung dieser Ausstellung hat. Es wäre allerdings auch nicht von großem Interesse. Salomon Korn ist bisher nicht als Kenner der Berliner Museenlandschaft hervorgetreten. Er hat der Stadt keine interessanteren Alternativen zu bieten. Er braucht sich darüber noch nicht einmal Gedanken zu machen. So wenig interessiert ihn die Kunst und der öffentliche Zugang zu ihr. Warum also hat sein Wort bei einer derartigen Entscheidung Gewicht?

Salomon Korn ist der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland. Er ist der Auffassung, die Ausstellung funktioniere als Weißwäscherei für den Namen Flick, der bisher - so schreibt er - von den Arisierungsverbrechen des Großvaters, der Steuerflucht des Vaters und dem Jet-Set-Leben der Enkel geprägt war. Er schreibt: "Ihre ,Flick-Collection' stammt mittelbar aus jenen Quellen, aus denen ursprünglich das Blutgeld ihres Großvaters sprudelte."

"Blutgeld" - das ist genau der Begriff, der uns noch gefehlt hat in der Auseinandersetzung um die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Salomon Korn erklärt immer wieder, Friedrich Christian Flick habe seiner Kenntnis nach nichts Unrechtes getan. Aber er habe dieses Blutgeld und das wolle er jetzt weiß waschen.

Salomon Korn wird am vierten Juni einundsechzig Jahre alt. Ich habe aus den letzten dreißig Jahren keinen Satz von ihm in Erinnerung, mit dem er die Enteignung - sei es von ehemaligen Nazis, sei es die von durch den Nationalsozialismus vermehrten Vermögen - gefordert hat. Er hat sich in seiner Arbeit als Architekt all die Jahrzehnte niemals - jedenfalls nicht öffentlich - am "Blutgeld" gestört. Jetzt plötzlich entsetzt er sich vor dem Gedanken, dass in Berlin eine Sammlung moderner Kunst zu sehen sein könnte, die mit dem Erbe eines "Blutgeld"-Vermögens zustande gekommen ist.

Salomon Korn lebt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland. Er übt seinen Beruf seit 1977 aus. Als Teil der Frankfurter Gesellschaft hat es ihm nicht an Gelegenheiten zum Umgang mit "Blutgeld" gefehlt. Wir wären ihm dankbar, er würde darüber schreiben. Vielleicht könnten wir dann verstehen, was ihn jetzt treibt, da einer etwas Sinnvolles, ja etwas Schönes damit machen möchte. Warum kommt jetzt von Korn statt der von ihm gewohnten klaren Sprache die verdächtig wabernde Wortmystik, die den Begriff "Blutgeld" umgibt.

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