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INFORMATION

Im Zusammenhang mit der in der 6. Werkleitz Biennale geführten Auseinandersetzung um 'Wissen als Allgemeingut' veranstaltet die Werkleitz Gesellschaft unmittelbar vor den Festivaltagen vom 27. bis 31. August eine fünftägige Reihe von Workshops und Seminaren unter dem Titel Halle School of Common Property. In Form von sowohl Präsentationen wie der Präsenz der Teilnehmenden und Organisator Innen? während der Festivaltage selbst, ist die Halle School als zentraler diskursiver und praxisorientierter Bestandteil der Biennalestruktur konzipiert.

Die Halle School wendet sich an alle Interessierten aus dem In- und Ausland. Die einzelnen Workshops werden von internationalen kulturellen Produzent Innen? und Künstler Innengruppen? durchgeführt, die im Rahmen informeller (also bewusst alternativer, selbstorganisierter, außerinstitutioneller) Wissensproduktion arbeiten. Erste Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden auf der 6. Werkleitz Biennale präsentiert.

Für die Workshops und Seminare der Halle School of Common Property wurden folgende Künstler Innen?, Produzent Innen? und Gruppen eingeladen:

Agency Belgien Craig Baldwin USA Critical Studies Schweden Dennis Kaspori Niederlande Mute Magazine international School of Missing Studies/SMS international Université Tangente Frankreich

Ausführliche Informationen zu den Seminaren finden Sie unter den Menüpunkten Workshops und Anmeldung.

KONZEPT

Die Wahl diesen Themas für die Halle School fällt dabei mit den aktuellen Debatten um Künstler Innenausbildung?, alternative Produktion kulturellen Wissens und über den Stand von Kultur- und Kunstwissenschaft zusammen. So setzt sich etwa die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift "Texte zur Kunst" (März 2004) mit dem Thema "Akademie" und somit mit Modellen künstlerischer Wissensproduktion inner- und außerhalb institutioneller Strukturen auseinander. Gleichzeitig stellt, in der von ihm herausgegebenen, vieldiskutierten Buchveröffentlichung "The Academy and the Corporate Public" (2002), der Künstler und Akademieprofessor Stephan Dillemuth in seinem Aspekte der Bildungsgeschichte analysierenden Beitrag "Corporate Rokoko" die These auf, dass der Wissenschaftsbetrieb immer mehr als ein weiterführendes Beispiel für absolutistische Tendenzen und besitzergreifende Organisationsstrukturen innerhalb der Kunstwissenschaft und -produktion fungiere. Unter anderem diese These aufgreifend, wird sich die Sommerakademie gleichzeitig, und anhand von verschiedenen Strategien aus der kulturellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Praxis, auch mit der Durchdringung von Kunst- und Kulturproduktion durch Informationstechnologie beschäftigen. Die sich daraus ergebenden Fragen einer auf technologischen Voraussetzungen gründenden partizipativen Bildungspolitik auf der einen, einer Politik der Privatisierung von Wissens- und Bildungsressourcen auf der anderen Seite, sollen in der Sommerakademie Thema und Gegenstand sein. Während der Halle School zu spezifizierende Diskussionspunkte sind unter anderem:

  • Lassen sich aus der aktuellen Debatte um "Gouvernementalität" Schlüsse auf den außerinstitutionellen, selbstorganiserten Umgang mit Wissensproduktion ziehen?
  • Leisten selbstorganisierte Formen der kulturellen Wissensproduktion dem auf Privatisierung bzw. Private/Public-Partnership setzenden Modell des aktuellen Bildungsumbaus Vorschub?
  • Oder kann vielmehr aus alternativen Modellen der Organisation künstlerischen und kulturellen Wissens eine neue Form der gemeinschaftlichen Verantwortung erwachsen, die in die Hochschulen und Akademie rückwirken kann?

Durch die Verschränkung und die Zusammenarbeit von nationalen und internationalen Teilnehmer Innen? mit internationalen Workshop-Organisator Innen? und der Festivalstruktur der 6. Werkleitz Biennale soll ein temporärer Ort der Kritik um jene Fragen der Wissensgesellschaft geschaffen werden, die sich u.a. mit den Auswirkungen des aktuellen, auf Privatisierung setzenden "Bildungsumbaus" auf Kunst- und Kulturproduktion in und außerhalb akademischer Strukturen auseinandersetzen.

Über die Dauer der Halle School und der 6. Werkleitz Biennale hinaus wird als Ziel auch ein gemeinsamer, nachhaltiger Austausch der einzelnen Gruppen und Teilnehmer Innen? untereinander unbedingt angestrebt. Ähnliche, gerade im Kontext von Kunstfestivals organisierte Veranstaltungen der letzten Jahre haben immer wieder gezeigt, dass eine solche Sommerakademie als "Kondensationspunkt" für weitergehende Projekte und Strukturen dienen kann.

siehe auch: http://www.werkleitz.de/events/biennale2004/

Einige Ergebnisse, Bilder und ein mehr oder weniger zufälliges Zusammenkommen in "Night shops": http://manoafreeuniversity.org/oh_know!/?NightShop


WORKSHOPS Bilder von den Workshops

AGENCY (Belgien) http://db.agency-computer.com USES OF PATENTS In Fortsetzung ihrer seit einigen Jahren im Internet betriebenen Datenbank zum Eigentumsgebrauch, die sich als 'Archive for civil disobedience' versteht, werden in dem von dem belgischen Künstler und Aktivisten Kobe Matthys geleiteten Workshop Strukturen und Darstellungen gegenläufiger Modelle zur Idee des Copyright und des geistigen Eigentums erarbeitet. Vor dem Hintergrund aktueller Auseinandersetzungen um die Anwendung von Biotechnologien in der Landwirtschaft, die besonders in Sachsen-Anhalt in aller Schärfe ausgetragen werden, fokussiert der Workshop die Nebeneffekte der Konstruktion intellektuellen Eigentums, die auf der rechtlichen Unterscheidung zwischen Natur und Kultur basiert. Thematisiert werden sowohl Beispiele aus der Rechtswissenschaft, die mit der Benutzung von Patenten auf 'Leben' in Zusammenhang stehen, als auch die rechtliche Argumentation, die die Patentierung von DNA-Kompositionen, diagnostischen Gen-Testing Kits, monoklonalen Antikörpern und transgenen Tieren zulässt.

Teilnehmer Innen?: 5-8 Der Workshop wird in Englisch gehalten. Die Ergebnisse des Workshops sollen während der Werkleitz Biennale präsentiert werden.

CRAIG BALDWIN (San Francisco/USA) http://www.othercinema.com Der 16mm Found Footage Workshop befaßt sich mit Strategien und Techniken des Cultural Jamming. Im Workshop wird mit ehemaligem Unterrichtsmaterial aus den USA und der DDR gearbeitet, wobei Methoden der Propaganda und Manipulation dekonstruiert bzw. neu montiert werden und somit Einblicke in die Wirksamkeit der Montage von Filmmaterial gegeben wird.

Craig Baldwin ist eine Kult-Figur der kalifornischen Independent Filmszene, Found Footage- und Cultural Jamming-Experte. Er betreibt in San Francisco sein eigenes Kino sowie Filmarchiv und macht seit 20 Jahren Filme, unter ihnen 'Tribulation 99', 'Spectres of the Spectrum' und 'Sonic Outlaws' über die Avantgarde Musiker 'Negativland'. Dieser Film wird auch im Filmprogramm der Biennale zu sehen sein.

Teilnehmer Innen?: 5-8 Arbeitsmedium: 16mm Film/16mm Schneidetisch Kenntnisse: fließend Englisch Vorkenntnisse in Film- und Videoarbeit notwendig. Die Ergebnisse des Workshops sollen während der Werkleitz Biennale präsentiert werden.

CRITICAL STUDIES (Schweden) MANYFACTURE MANYFACTURE wird initiiert von den Teilnehmer Innen? der Critical Studies, einem Programm der Kunstakademie Malmö und des Rooseum, Zentrum für Zeitgenössische Kunst. Der Workshop beschäftigt sich mit Kunst als Wissensproduktion und ihren Möglichkeiten, mit den sie umgebenden Feldern - seien diese nun abstrakt oder konkret, politisch, sozial oder ästhetisch - zu interagieren oder sie zu reflektieren. Außerdem sollen Verbindungslinien zwischen dem Begriff 'Wissensproduktion' und bestehenden Strukturen wie Copyrights, Filesharing und Vermittlung nachgezeichnet werden. Die Teilnehmer Innen? mit ihren verschiedenen theoretischen, künstlerischen und kuratorischen Hintergründen werden innerhalb des Workshops einen diskursiven Raum und eine offene Struktur schaffen, die es ermöglichen, zu neuen Interpretationen von "Wissen als Allgemeingut" zu gelangen.

Teilnehmer Innen?: 5-8 Der Workshop wird in Englisch gehalten. Die Ergebnisse des Workshops sollen während der Werkleitz Biennale präsentiert werden.

MUTE MAGAZINE (international) http://www.metamute.com GEMEINGUT HEUTE In dem Maße, indem das Konzept der 'Sozialen Arbeit' in kapitalorientierten Wirtschaftssystemen an Bedeutung gewinnt, wird die Vorstellung von Gemeingut auf radikale Weise in Frage gestellt. Was genau bedeutet die Idee von 'freien Ressourcen' in einer Ökonomie, in der die Ausnutzung unbezahlter Kooperation inzwischen eine zentrale Rolle spielt? Kann frei wirklich frei im Sinne von 'libre' heißen? Kann Gemeingut gleichzeitig subversiv sein? Und auf welche Art und Weise könnte ein solches Gemeingut, wenn es denn existiert, etabliert werden? Jamie King (Mute, London), Alan Toner (Autonomedia, Rom) und Benjamin Mako Hill (Debian Not For Profit, Seattle) werden über die Dauer von fünf Tagen ein Diskussionsforum mit abschließender Präsentation während des Festivals veranstalten.

Teilnehmer Innen?: 5-8 Der Workshop wird in Englisch gehalten.

SCHOOL OF MISSING STUDIES/SMS (international) http://www.schoolofmissingstudies.net [TWIST to WILD LIFE - TWL] Die Schrumpfung ostdeutscher Städte erleben wir mittlerweile sehr bewusst. Kürzlich schlug der Architekturkritiker Wolfgang Kil während einer Podiumsdiskussion diesbezüglich ein unorthodoxes Denkmodell vor: Anstelle des Versuchs, durch Rückbau, Umbau, Touristik-Programme, Entertainment und Survivalparks Lösungen für sich leerende Städte zu finden, sprach er sich für einen abweichenden Ansatz aus. Die Schrumpfung ist seiner Ansicht nach eine Tendenz, von der in naher Zukunft auch andere Teile Europas betroffen sein werden, weshalb es notwendig sei, über diese Dynamiken in anderer Art und Weise nachzudenken. Was nämlich impliziert diese Schrumpfungsdynamik? Was wird sein, wenn beispielsweise Wölfe, Malariamücken und andere Tiere zurückkehren, die wir bisher von unseren Lebensräumen fernhalten konnten? Wie werden diese Entwicklungen unsere Erfahrungen mit und unsere Haltungen zu Begriffen von Natur und Wildnis beeinflussen? Diese Wendung ist radikalen kulturellen Charakters: Anstatt weiter auf Kultivierung, Ausweitung, Vergrößerung, Fortschritt und Wachstum zu setzen, sollten wir einen Prozess des Abbauens, des Rückzugs und des Zurückgebens von Gebieten an die Natur in Betracht ziehen. Dieser Workshop wird das Undenkbare denken und ein mögliches Szenario einer Welt entwerfen, die möglicherweise bald Realität sein kann. Untersuchungen zu einer etwaigen Wiedereinführung von 'Wild Life', sowie deren Implikationen und Konsequenzen sind einige der denkbaren Ansätze für dieses Szenario. Nicht als Verlust, sondern als eine Möglichkeiten generierende Situation sollte dieser kulturelle Wendepunkt interpretiert werden. Er wird Auswirkungen auf unser Verständnis und unsere Wahrnehmung von öffentlichem Raum und 'dem Unbekannten' haben.

Die Teilnehmer Innen? werden sich an drei Vormittagen zu schnellen, konzentrierten Brainstormings treffen und nachmittags, abends oder nachts in Gruppen oder individuell arbeiten. Das abschließende Ergebnis des SMS-Workshops wird ein Szenario sein, das die Form einer Zeichnung, einer Collage, eines Storyboards oder eines anderen Formats annehmen kann. Jede/r Teilnehmer In? sollte zum Workshop folgendes mitbringen: ein Objekt, eine Idee, eine Person, eine Sache, ein Dia, oder alles andere, das als Tool zum Überleben der grundlegenden Wende von Stadt zum 'Wild Life' dienen könnte. Wir werden dann eine Sammlung erarbeiten, die sich zwischen den Traditionen von Wunderkammern, von Geschichte, Archäologie usw. bewegen wird. Sie wird später während der Werkleitz Biennale zu sehen sein. (für SMS: Liesbeth Bik, Jos Van Der Pol, Katherine Carl, Srdjan Jovanovic Weiss)

Teilnehmer Innen?: 5-8 Der Workshop wird in Englisch gehalten. Die Ergebnisse des Workshops sollen während der Werkleitz Biennale präsentiert werden.

UNIVERSITÉ TANGENTE (Frankreich) http://utangente.free.fr/ Das Internet hat seine Wurzeln im amerikanischen Militärnetzwerk ARP Anet?, dem eigentlichen Geburtsort der Informationsgesellschaft. Also einer Gesellschaft, die massiv durchdrungen ist von Technologien der Informations- und Telekommunikationswissenschaften. Diese werden eingesetzt, um gesellschaftliche Komponenten zu verändern. Design ersetzt Politik. Es handelt sich um eine Gesellschaft, deren 'Gouvernementalität' die umfassende Transformation von Wirklichkeit in Informationen betreibt. Im Workshop wird untersucht, wie wir unter diesen Bedingungen handeln, und vor allem, wie wir sie beeinflussen können. Der Workshop versteht sich als ein Labor zur Segmentierung der Infosphäre, denn autonom zu sein bedeutet heute auch, die Kapazität zum Unterbrechen dieser Netzwerke zu besitzen. Am Beginn des Workshops steht die Identifikation von Datenstationen (beispielsweise von Mobilfunkantennen) in Halle und die Analyse von Abhängigkeiten und Interaktionen mit Informationstechnologien. Die Ergebnisse von Recherchearbeit und Diskussion werden später in Form eines Mappings visualisiert.

Teilnehmeranzahl: 5-8 Der Workshop wird in Englisch gehalten. Die Ergebnisse des Workshops sollen während der Werkleitz Biennale präsentiert werden.

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