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Musical Beispiele

--------------- Fassbinder, „Katzelmacher“:


Fassbinder verwendet fast nur feste Kameraeinstellungen. Das ist wie abgefilmte Bühne. Immer wieder die Szenen am selben Ort, die selbe Einstellung, die Schauspieler wie Vögel auf der Stange aufgereiht.

Unterbrochen wird dies
a) durch eine immer wieder variierte Paarsituation (Schygulla +1), die sich im selben Abstand zur Kamera auf diese zu bewegen, während die Kamera weicht. Sie unterhalten sich, ignorieren aber die Kamera.
b) Zwischenschnitte von Alltagssituationen in Küchen oder Wohnzimmern, auch hier kein Wechsel der Kameraposition, aber auch immer wieder Paarsituationen wobei es meist um Beziehung und Geld geht.

--------------- Italienischer Neorealismus: De Santis, "Es gibt keinen Frieden unter den Olivenbäumen"


Einleitung: 360 grad Rundschwenk über Landschaft und Leute. Die Spieler werden vorgestellt. Die Bewegung der Gruppen setzt ein, wenn die Kamera auf sie trifft. Strömende Menschen kreuzen sich im Fokus der Kamera.
Dann Vorstellung der Helden, skulptural aufgereiht, Blick des einzelnen an der Kamera vorbei.

Im Zweiergespräch:
Immer spricht eine Person zur Kamera, blickt aber auch hier ins Off, bei prägnanten Sätzen aber direkt in die Kamera, in den Zuschauer
Die Choreografie der sich aus dem Bild rein und rausdrehenden Bewegungen, baut zwischen den beiden Protagonisten ein Spannungsverhältnis auf. Doch gibt es durch die "unnatürlich -verkünstelte" Dramatisierung einen "brechtschen" V-effekt.
In den meisten Bildern amerikanische Einstellung der sprechenden Person, später close-ups.


--------------- Peter Weiss:


Dokumentarisches Theater.
Eine "naturalistische" doch sehr statische Inszenierung eines Kriegsverbrecher Prozesses. Die Gerichtsprotokolle bilden hierfür die "literarische" Grundlage.
Möglichst realitätsnahe Wiedergabe der Verhandlung, keine Theatralik im Spiel. Wohl aber eine Dramaturgie und Choreografie, die jedoch die Ver-handlung in ihrer Relitätsnähe stützt
Bühnenbild, Nachahmung eines Gerichtssaals.

Politisches Theater.
Für P Weiss ist Theater eine (von vielen anderen möglichen) Waffe, die er auf bürgerlichen "Schauplätzen" (dem Theater) gebraucht um politisches Bewusstsein zu schärfen.

Vietnamdiskurs:
Reduziertes Bühnenbild und Kostüm. Die guten sind schwarz und die bösen sind weiß gekleidet. Erinnert ein wenig an Science Fiktion, (kann aber an der damaligen Mode, im sinne Schnitte die angesagt waren, schlichte, streng geschnittene, enge Kleidung).
Schlichte Choreografie, die Weißen umkreisen die schwarzen - Erzeugung von Bedrohung.
Sieht aus wie Raumpatrouille goes classic (dh Griechisches Theater). Der Text wird zum Teil im Chor gesprochen.

Stück wird gestürmt von Studentenprotestlern, sie sind aber nicht gegen das Stück sondern gegen den Ort wo es gespielt wird, das bürgerliche Theater. Sie fordern Straßentheater.


--------------- Serge Gainsbourg: musical „Anna“


Eröffnungsszene: Sportwesen flippen acidmässig rum.

Veränderte Geschwindigkeit: leichte Zeitlupe.

Kamera: Aus der Vogelperspektive, meist im Weitwinkel, Totale. Manchmal auch amerikanische Einstellung, zum Ende der Anfangssequenz vermehrt nahe Einstellungen. Kreisende bewegte Kamera. Erzeugung von Chaos.

Kostüme: Mischung aus footballdress (an den Beinen) und „futuristischer“ Oberbekleidung.

Handlung: Alle laufen erst umher, dann bemalen und bespitzen mit bunter Farbe zunächst nur Mauern, dann auch Mitspieler, mit Eimern blauer oder gelber Farbe. Durch Farbpistolen und maschinengewehrähnlichen Sound Auch kommen Assoziation an krieg auf. Leute krümmen sich am Boden werfen, oder springen andere an.

Die tranceähnliche Musik, das leicht verschwommene Bild und die chaotisch flippige "Choreografie" (expressives Chaos) lässt die ganze Eröffnungssequenz wie im Drogenrausch erscheinen. Dazu auch die Farbe, mit der wie wild umhergespritzt wird.


--------------- Werner Nekes:


Feste Einstellung (aus der Vogelperspektive) auf den Hügel gegenüber:
Ein Gewimmel von Leuten, die sich scheinbar chaotisch und sehr merkwürdig bewegen, dazwischen geschnitten ein Schinken.
Musik ist geloopt.

Nach längerem Gucken fällt auf: Jeder wiederholt ein und dieselbe Geste ["SEINE" Bewegung] oder den selben Gang über die ganze Dauer (ca. 20 min.).
Zum Beispiel: Einer läuft um alle herum und steckt damit das Feld ab, ein anderer läuft die ganze zeit mit gebeugtem Oberkörper, Arme schwingend umher. Wieder ein anderer macht Kreisbewegungen mit dem rechten Arm.

--------------- Rosa von Praunheim "Bettwurst":


Kein Ton. Feste Einstellung, amerikanisch
Wie in einem Hobbyfilm posiert die Protagonistin vor der Kamera, jedoch ohne in die Kamera zu blicken, wie auf Ölgemälden.
Wahl verschiedener Accessoires in unmittelbarer Nähe. Alles wird zum schmückenden Objekt und zur Aufwertung der Pose benutzt, von Gardine über, Pflanze bis zu Nippes.
Dann in Abwesendheit von Eleganz, reinsetzen in Schaukelstuhl und schaukeln, Verkrampfung des rechten Beines, dass eindeutig auf
Nachahmung von Modellattituden von Feinstrumpfhosenmodells abzielt.


--------------- Videoclips.

Daft Punk "Around the world."

Low budjet produktion.
Kostüme, einfach und wirkungsvoll. Ganzkörperbandagen. Erinnerung an Lebensreform? Oder an situationisten. Motorradhelme oder andre Teile vom Karneval.
Choreografie: Roboterartig. Kreisende Bewegung der Einzelnen oder der Gruppen.

Fat boy slim:

Einfache Choreografie, alles Laiendarsteller, lowbudget, dogmamäßig.
Bewegte Kamera schlechtes pixeliges Bild, schlecht ausgeleuchtet....
7-8 Leute tanzen in Einkaufspassage, sehr spackig eine vorgetanzte Choreografie.
Wirkt authentisch und sehr charmant.

Björk:

sehr musicalhaft, Tanzeinlagen, wechseln stille verlangsamte Einstellungen ab. Wirkt übermanieriert. Schirmszene war auffällig.
Einstellung von oben, gute Choreografie der Schirme...

--------------- Jacques Demy: Les Demoiselles de Rochefort


Tanzen, tanzen, tanzen. Strassen, Plätze, Cafes, werden durch den Tanz zu Bühnen. Existenz. Kleidung der Darsteller ist farblich abgestimmt auf Gebäude und Interieures. Auch Gesang ohne Tanz über Gefühle, Beziehungen etc.

Macht aus dem graue Alltag einen heiter-durchgeknallten oder freudentrunkenen Xtasy trip. Kehrt auf diese Weise die dem Alltag innewohnenden doch verdeckten und verdrängten Möglichkeiten nach aussen, zeigt über diese Illusion die repressive monokausale monokulturelle Codierung unserer Xistence in den Ketten dieser ach-so repressiven Gesellschaft. (Fuck the Empire!!)


--------------- Godard: „Une femme est, une femme“


Posing auf der Strasse, Andeutung oder Zitat von Musicalposen. Musikeinspielungen sind teilweise lipsyc, dann nicht, und dann ist es nur Zuspielung. Spiel mit und Thematisierung des Mediums.

Sprünge in der Sprache und Blick in die Kamera.

Beispiel: In der Küche: sie ist am Herd und ist schlecht gelaunt weil er sie nicht liebt. Er steht hinter ihr und fragt was mit ihr ist. Sie dreht sich um und fragt “wie fangen gute Komödien an, mit einer Begrüßung des Publikums“, beide drehen sich zur Kamera und machen einen Knicks.
Er funktioniert einen Besen um zu einer Gitarre und dann zu einem
Hockeyschläger. Einerseits wird durch diese Handlungen das Medium thematisiert und gleichzeitig sind die Gesten aber auch Teil der Handlung.

--------------- Westside story:


Tänzerische Darstellung der Bandenkämpfe.

Kamera arbeitet vor allem mit Überraschungseffekten, das heißt in der Regel beginnt die Szene mit einer Nahen auf eine Person oder auf einen Teil der Szenerie und erst viel später erschließt sich die gesamte Szene und auch die Bedrohung.

Arbeit mit Beschriftungen am Boden oder auf Mauern, Gebietsabgrenzungen.

Bandenanführer sind so eine Art Vortänzer.

Fast immer die selbe Rhythmik , einer fängt an, die anderen hinterher,
muss noch mal genauer angeguckt werden.

Fingerschnippen, als Rhythmus und Ankündigung, der Banden. Oft nur wildes Umherrennen (mit Musik), dann Freeze Frame (Tableaux Vivantes) und dann der Text in die Ruhe hinein gesprochen. Dann beginnt das Chaos von Neuem.

-- erst mal Fin --


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