Corporate Rokoko
und das Ende des Bürgerlichen Projektes

 

Öffentlichkeitsbildung und politische Clubs.

Im Gespräch Prof. Jürgen Fohrmann, Dr. Erhard Schüttpelz, Stephan Dillemuth.

________TEIL 2:

Das Kommunikationsmodell der Romantik.

S: Das ist vielleicht doch das entscheidende Kapitel.

F: Denn die Romantik hängt genau mit diesem Geselligkeitsmodell zusammen, doch es ist nicht allein das Geselligkeitskonzept, das die Universität dann tragen soll. Das strikte Frühromantische Projekt ist ein Kommunikationsmodell, wie es Friedrich Schlegel [24] etwa in seinem „Gespräch über die Poesie“ aufgestellt hat: Liebe bedarf der Gegenliebe. Deswegen gehen wir aus der Tiefe unseres Inneren heraus, um uns in dem Inneren eines anderen Menschen wiederzufinden. Es heißt: Es gibt das Geschäft wechselseitiger Mitteilung, und jenseits der wechselseitigen Mitteilung ist der Tod.

Das ist ein völlig emphatisches Konzept, das davon ausgeht, daß es möglich ist, symmetrisch zu kommunizieren, wobei Asymmetrien in eine symmetrische Kommunikationssituation übersetzt werden können. Oder anders gesprochen, daß die Kommunikationssituation selbst als symmetrische gehalten werden kann, auch wenn es Asymmetrien gibt.

Das wird ja dann von Schleiermacher [25] in seiner Theorie des geselligen Betragens als die Paradetheorie für den romantischen geselligen Zirkel ausformuliert. Mit dem riesigen Anspruch, daß dies Welt konstituieren solle.

Das ist also die einzigartige Koinzidenz, daß eine bestimmte Erkenntnistheorie, als wechselseitiges Lernen, zugleich auch ein Organisationsprinzip von Gesellschaft sein soll, oder die eines kleineren Kreises. Das kann man sich als Vorstellung nicht radikal genug denken. Leider hat das nur kurze Zeit gehalten, dann ist es abgedriftet in andere Formen, Katholizismus, Nation usw. , die alle auch Kommunikationsformen in sich bergen, aber keine so symmetrische.

S: Warum ließ sich das nicht durchhalten?

F: Schlegel hat das in seiner „Lucinde [26] “ darzustellen versucht. Aber. . . ich muß noch mal ansetzen, weil es wirklich kompliziert zu beschreiben ist: Es setzt voraus, daß die Kommunikation nicht nur immer die Kommunikation selbst thematisiert, d. h. daß die Kommunikation, in dem Bedürfnis zu sagen ‘dies ist das richtige Modell’, nicht immer wieder nur das eine sagt und damit tautologisch wird. Und der Fehler, wenn ich das so sagen darf, der Fehler den Schlegel in der Lucinde und anderen Texten gemacht hat, ist, das genau in die Tautologie zu treiben. D. h. , man muß Verfahren haben, die praktizieren, ohne immer wieder nur selbstreferenziell zu beschreiben, daß es stattfindet.

S: Deshalb haben Schlegel und Novalis [27] in den ersten Jahren auch irrsinnig viel Stoff verschlissen.

F: Ja, sie haben den ganzen Stoff genützt und sie sind am Ende immer wieder auf dieselbe Idee gekommen.

Vielleicht hat es auch nicht funktioniert, weil das Projekt letztendlich immer noch auf Identitätsphilosophie abgestellt gewesen ist. Aber man könnte den Differenzbegriff als leitenden Begriff setzen und sich ein Projekt vorstellen, das eben nicht davon ausgeht, daß Identität am Ende dabei heraus kommen muß und daß alle das Eine sind, sondern genau umgekehrt denkt und das genau verhindern und verzögern will.

D: Das könnte man vielleicht auch so beschreiben, daß das idealistische Konzept implodiert ist, weil es zu immanent geblieben ist. Aus den Trümmern dieser Kommunikationsformen heraus wurde ja dann versucht verschiedene andere Strukturen zu entwickeln, die sich vermehrt auf eine Welt Außen bezogen. Das sind aber eher bürokratische Konstruktionen wie geselligen Clubs und Vereine, Vorformen von Parteien, die sich ja um gewisse Inhalte herum organisieren und die eine politische Einflußnahme suchen oder andererseits auch bestehende Verhältnisse affirmieren.

F: Obwohl auch viele dieser Vereine implodierten, weil sie ab einem bestimmten Zeitpunkt oft nur noch ihr Dasein als Verein feierten. Das ist so ähnlich wie das Liebeskonzept das sich nur noch als Liebeskonzept feiert. Die Schwierigkeit ist ja die: Wenn man gegenseitig aneinander interessiert ist , dann muß man sich so hinlänglich fremd sein, daß man etwas voneinander lernen kann, man darf aber auch nicht zu fremd sein, weil da die Kommunikationsbasis zu schwach ist. Das Modell ist später implodiert, weil das Spannungsverhältnis nicht mehr hielt.

Kulturbürgertum. Politische Konzepte, kulturelle Traditionen.

D: Schließlich entwickelte sich aber so etwas wie einen Deutschen Nationalstaat und da ist die Freude natürlich groß, über die neue und gemeinsame Identität. Das Bürgertum beginnt seine kulturelle Legitimität förmlich herbei zu zitieren und maßlos zu dramatisieren.

F: Voraussetzung dafür war, daß sich der Verein als Verein in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens stellte. Da es keine Anliegen mehr gibt, die der Verein zu verfolgen sucht, schaut man im Kalender, was man feiern könnte und feiert als Selbstzweck. Man hat sich also auf eine gemütliche Geselligkeitsstruktur eingestellt und das Feiern als etwas besonders Deutsches in den Mittelpunkt gerückt.

S: Aber dieses Problem sehe ich auch für die 2. Hälfte des 20 Jhds. Man hat aus der Moderne schon viel zu viel was man feiern will und feiern kann. Die ganzen Feuilletons nach ’45 bestehen im Grunde genommen nur daraus und es ist unglaublich lähmend, wenn man nur noch Anlässe zum feiern hat.

F: Das Interessante in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ist ja, daß es über die Arbeiterbildungsvereine eine starke Gegenbewegung hätte geben können. Indem sie Arbeiter an die Bildung heran führen wollen, sind diese Vereine aber im wesentlichen sehr imitatorisch, denn Bildung war ja schon festgelegt als bürgerliches Bildungsprojekt.

D: Also anstatt einen eigenen Bildungsbegriff zu versuchen, hängten sie sich an ein Ideal bürgerlicher Bildung dran. Aber aus den revolutionären Bestrebungen der ersten Hälfte des 19. Jhds. sind doch auf einer direkten Ebene politische Instrumente zur Verbesserung der eigenen Situation geschaffen worden, also soziale Strukturen, Gewerkschaften, Schutzbünde etc.

F: Ganz klar, das koppelt sich auch mit der Parteienbewegung, die sich im Kaiserreich und von da ausgehend erst richtig etabliert. Interessanterweise haben trade-unionistische und klassenkämpferische Ziele in der Regel kein Kulturkonzept.

Es scheint irgendeine Aufspaltung zu geben. Einerseits ein eher traditionelles Kulturkonzept und auf der anderen Seite ein Politikkonzept, das die Dinge nach vorne zu bringen versucht. Aber ist das ein richtiges Politikkonzept, wenn es kein Kulturkonzept integriert? Es gibt natürlich ein paar Ausnahmen, die wir alle kennen: Brecht [28] , Tretjakov [29] und andere haben versucht, eine ‘operative Kunst’ zu betreiben, die in eine revolutionäre Praxis eingebunden ist.

S: Das ist ein durchgängiges deutsches Problem, weil es von einem wie auch immer rechten Spektrum aus einen Kulturbegriff gibt, der dieser sogenannten Kulturlosigkeit der Linken entgegengesetzt wird. Wie Rembert [30] ja so schön sagt: „Was die Rechten machen, nennen sie ‘Kultur’, was die linken machen, nennen sie ‘Politik’“. Und zwar gerade die politische Rechte und die kulturelle Linke.

D: In anderen kapitalistischen Ländern ist das doch ähnlich.

F: Ab Mitte des 19. Jhds. kann man gut beobachten, wie Kultur definiert und als deutsches Charakteristikum behauptet wird. Diese sogenannte „deutsche Bewegung“, die ja eine bloße Kulturbehauptung war, beschreibt die deutsche Kultur als eine Kultur der Innerlichkeit, die gleichsam das deutsche Wesen hervor gebracht hat, gegen die leere, oberflächliche Kultur des übrigen Westeuropas, Frankreich und England. Datiert und zu sehen nicht erst seit 1900, sondern schon seit Diltheys [31] Baseler Antrittsvorlesung von 1867, wo im Unterschied zu der Leerheit der europäischen Aufklärung der innere Weg der Deutschen skizziert wird.

S: Im Grunde genommen wird das hundert Jahre zuvor gegebene Stichwort des Anti-Feudalen, der Hof als das Falsche, das falsche Ränkespiel etc. , jetzt wieder aufgegriffen und als Anti-Westlicher Affront verkauft.

F: Ja, das würde ich auch so sehen. Bei den Deutschen nannte man das ‘Sprache des Herzens’ [32] . Aber nun ist die Sprache des Herzens zur Bildung geworden. Und deswegen heißt es, muß unsere Bildung gegen die Barbarei der leeren Aufklärung, die aus dem Ausland kommt, verteidigt werden. Das ist der Hauptimpetus dieser kulturkonservativen und gleichzeitig Politik repräsentierenden Rechten, das ist ganz deutlich zu sehen.

D: Die Linke hatte auch in anderen Ländern Schwierigkeiten die pragmatisch, politischen Kämpfe in kulturelle überzuführen, oder?

 

Differenzierung / Entdifferenzierung.

S: Jede politische Bewegung, und gerade die linken revolutionären Bewegungen, wirbt mit dem Programm der Entdifferenzierung. Und dadurch wird die Differenzierung, die Kultur, Kunst, Literatur usw. für sich selber leisten will, nicht ernst genommen. Das war z. B. das große Problem bei Brecht, für sich selber eine differenzierte ästhetische Position zu finden, die gleichzeitig die Entdifferenzierungsmomente als Programm mit aufnehmen soll. Das ist in seinem Werk ein reizvoller Widerspruch, aber ein grundlegendes Problem, mit denen die linken Bewegungen, soweit sie sich als Parteien o. ä. formieren, nie fertig geworden sind.

Gleichzeitig könnte man aber auch behaupten, daß die rechten Bewegungen nicht mit der modernen Kunst zurecht gekommen sind. Nur im nachhinein können die dann integriert werden. Beuys [33] kann jetzt z. B. von der FAZ [34] abgefeiert werden und was abgefeiert wird kann dann leicht integriert werden, aber natürlich nicht zu Lebzeiten. Es ist ja nicht so als hätten die jetzt das Zauberwort gefunden um mit der wirklichen Kunst umgehen zu können.

F: Nein, der rechte Kulturbegriff seinerseits setzt ja auch auf Entdifferenzierung. . .

S: . . . und auf Mortifikation, es muß ja erst eigentlich alles tot sein.

F: Das ist ziemlich klar, während eine nicht rechte, linke Kulturkonzeption, um es mal so zu sagen, im strikten Sinne eigentlich auf Differenzierung setzt. Es gibt nur wenige Versuche, die ihrerseits auch wieder mit einem Öffentlichkeitskonzept operieren, das anders ist. Da könnte man z. B. an Negt und Kluge [35] denken, die sind die einzigen die auf eine sehr intelligente Weise ein politisches mit einem Kulturkonzept zu verbinden versuchen.

D: Geht es folglich um eine künstlerische Verfeinerung mit integriertem Propaganda Apparat? Um Forschung und Public Relations?

F: Die rechte Kulturkonzeption macht es sich ja leicht, weil von vornherein klar ist, daß Hierarchie eben auch in der Kultur erhalten bleibt. Deshalb ist es viel wichtiger einen Dichter abzufeiern als etwas Interessantes über ihn zu sagen.

Ästhetische Theorie und Selbstbeschreibung.

D: Zwischen dem Kulturbürgertum der Gründerzeit und der Kulturalisierung heute kann man eindeutige Parallelen ziehen. In beiden Fällen geht es um eine riesige Restaurierungsarbeit des nationalen Gefüges mit den alten Steinen aus dem Kulturbaukasten. Auch jetzt soll nationale Kultur für deutsche Priorität und Legitimität in einem europäischen Haus die Fundamente liefern.

Allerdings haben die Künstler der Decadence, am Ende des 19. Jahrhunderts die Symptome ihrer Gebrechen, ihre Nervosität beobachtet, beschrieben und in künstlerische Arbeit übersetzt. Am Ende der 90er sind wir vielleicht ähnlich nervös, überreizt und dekadent, aber wie unter einer dichten Decke von Verdrängung und Bewußlosigkeit befangen. Als Künstler und Intellektuelle drehen wir uns im Uhrwerk der POP- und Unterhaltungsmaschinen und zeigen mit dem stumpfen Finger der Kritik auf ein stereotypes Feindbild als das Gegenüber, anstatt uns selbst in eine Analyse der Zustände hinein zu nehmen und den Muff als Symptom zu erkennen.

F: Doch ist die Situation im 19. Jh. deutlich zu unterscheiden von dem, was wir heutzutage an Bedeutsamkeits-Renaissance erleben.

Einerseits war diese Zeit sehr an ästhetizistischem Raffinement interessiert und das treibt die Kunsttheorie voran. Doch dort, wo in bestimmten Formen der Geistesgeschichte die Kunsttheorie nicht vorangetrieben wird, wie z. B. im George-Kreis [36] , kann man deutlich Situationen beobachten, die der heutigen ähnlich sind - also die der neuen rechten Bedeutsamkeit.

Die Artikel dieser Leute bestehen aus nichts anderem als daß sie sagen: ‘Es gibt einen bedeutenden Gegenstand. Ich weiß welcher Gegenstand bedeutend ist. Ich kann über den Gegenstand schreiben, weil ich selbst bedeutend bin. Und nur der Leser, der dies zu goutieren weiß ist auch seinerseits bedeutend.’ Nichts anderes steht in diesen Artikeln drin! Dazu wird ein Feindbild aufgebaut, und das ist natürlich der ‘Garbage’, der Müll, der nicht dazu gehört. Also mit dieser schlichten Opposition operieren die und das sehe ich im George-Kreis ähnlich.

Andere, die wie Hofmannsthal [37] nicht so zu verorten sind, versuchen mindestens noch ein Sensorium für ästhetische Produktivität zu erhalten und das nicht so ins Weinerliche abdriften lassen wie bestimmte Thomas Mann [38] Versionen. Diese Weinerlichkeit ist ja heute auch wieder da mit Sätzen wie ‘das Abendland ist in Gefahr’, ‘Wir müssen die Werte halten’ usw. , das ist mir unerträglich und das ist im eigentlichen Sinne rechts.

Der Vorteil der Fin de Siècle-Bewegung ist sicherlich, daß sie an ästhetischer Theorie interessiert war. Die Leute allerdings, die heute diesen Ton aufgreifen, sind eigentlich nicht mehr an einer ästhetischen Theorie interessiert, sondern daran, eine bestimmte Rhetorik des Bedeutsamen zu wiederholen, pure Epigonen.

S: Ich will noch mal auf die Frage der Hysterie und der Nerven zurückkommen. Das Aufbrechen der Victorianischen Gesellschaft mit ihrem rigiden Moralkodex wird zunächst einmal nur als Pathologie wahrgenommen. Auch daher die Stichworte der Psychoanalyse von Hysterie, Nervosität etc. Im Grunde genommen sind das alles nur Pseudonyme für bestimmte soziale Entwicklungen, die sich schon ergeben haben. Ganz neue Freiräume sind entstanden, die Boheme, Schwabing [39] , etc. . Es gab also um die Jahrhundertwende eine Normalität von Umgangsweisen die in diese Victorianische Gesellschaft gar nicht mehr reinpassten, und die sich erst später in den 20er Jahren durchgesetzt haben. Das wird um die Jahrhundertwende alles unter diesen Pathologiestichwörtern verhandelt, das muß man aber nicht so ernst nehmen. Es wird unter einem Moralkodex beobachtet aber der stimmte nicht mehr.

F: In der gründerzeitlichen Kultur [40] gibt es eben keine Form der Selbstbeobachtung und jetzt wird eine Lizenz dazu ausgestellt.

D: Auch in der Phase der Restauration von den 70ern bis heute, sehe ich diese Selbstbeobachtung nicht. Zwar gefallen sich manche Texten mit einer gewissen Selbstreflexivität, aber das ist wohl eher eine Floskel der Kontextualisierung und bleibt also Rhetorik. Ich kenne keinen Versuch der kritischen Verortung in der Jetzt-Zeit.

F: Das ist eine merkwürdige Geschichte, die ich nicht verstehe.

D: Einerseits schaufelt die konservative Kulturmaschine die Bedeutungen von einem Haufen auf den anderen - andererseits sehen die Linken den Feind nur dort drüben. Rechts wie Links nur Selbstgefälligkeit. Und da kann ich jetzt flott fortführen: ‘...und auch ein Teil von mir...’ , aber das bleibt dann auch wieder nur kokette Rhetorik, wenn das Sich-Selbst-mit-Hineinnehmen nicht zu einem Aspekt der Arbeit wird.

S: Genau diese Diskurse und Gattungen der Selbstbeobachtung und -kritik in den 60er und 70er konnten eben nicht mit rübergenommen oder wiedererweckt werden. Auch in einer bestimmten Renaissance der 60er und 70er nicht. Aber damals war das ein Riesen- Projekt und das hat die Sache so dynamisch, aber auch schwierig gemacht. Da gibt es heut keine Parallele zu. Da haben wir zum Beispiel Kunstzeitschriften, die machen ein ganzes Heft über Sponsoring, und es fällt keine einzige Zeile über ihre eigene Abhängigkeit von Sponsoren. Heute haben wir einen als links verstandenen Diskurs, der die eigenen Produktionsbedingungen nicht analysieren will - und dazu gehört vor allem die Macht die man selber hat, also die ganze Frage warum ein bestimmter Stil geschrieben werden soll und kein anderer, welche Witze noch zugelassen sind und welche nicht usw. - also die ganzen Hierarchien der Produktion von Meinungen und Umständen. Um 1970 gab es hunderte von Leuten, die genau das an ihren eigenen Gruppen und Personen analysieren wollten, und auch protokollieren, was dabei passiert, filmen usw. Wenn sich heute eine Gruppe bildet, kann man darauf Gift nehmen, daß sie genau das nicht analysieren will - sie will andere Gruppen analysieren. Okay, es gibt Ausnahmen.

F: Warum hat sich diese Art von politischer Kultur eigentlich nicht verlängern lassen? Das ist ja noch gar nicht so lange her.

Aber deshalb gibt es keine Öffentlichkeit, die den ganzen Mist, den wir täglich sehen und lesen müssen, kritisiert. Keine Kritik dieser Draufschlag-Kultur, dieser Lust am Gewinnen auf einer ganz basalen Ebene: Ich mach dich klein und hab Spaß daran.

Das Lachen über die Opfer ist jetzt nicht mehr sanktioniert - wird als politischer Gestus eingeübt. Und keine Gegenpolitik, die sagt: „Was ihr da macht, ist doch das Allerbeschissenste, was man machen kann.“

 

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FOOTNOTES:


> [24] Friedrich von Schlegel, 1772-1829, leading spirit of the new Romantic School. His creative works are eccentric and negligible, but his critical writings are brilliant, provocative and fertile. In 1808  he became a Roman Catholic and took service with the Austrian Government, spending much of his life in administration.

> [25] Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, 1768-1834, ranks as the most important Protestant theologian of the Romantic movement. His sermons were esteemed for their sincerity and religious fervour as well as, at the time of national depression, for their patriotism.

> [26] Published in 1799, Lucinde reflects on his love for Dorothea Veit, with whom he spent two years in Paris; he married her in 1804.

> [27] NOVALIS, 1772-1801, both by temperament and by creative gifts, was the truest poet of the first Romantic School. In 1794 he met the 12-year old Sophie von Kühn, with whom he deeply fell in love. They were betrothed four months later, and in the same year Sophie developed pulmonary tuberculosis. During her illness Novalis was working as an administrative assistant in the salt-mine offices of Weißenfels and in the stress of these months, which was augmented by the illness and the death of his brother, he underwent profound religious experience. The death of Sophie in March 1797 led to a crisis, a reckoning with death, which finds expression in the ‘Hymnen an die Nacht’.

> [28] Bertholt Brecht, 1898-1956, ranks as one of the greatest 20th Century lyric poets. Versatile in style and temper, his vast output bears the stamp of his own humanity and political commitment. The specific ‘point of view’ permeating his work as a whole is no less idealistic than the classical brand of idealism. In objecting to the classical concept of ‘Das Ewig Menschliche’ he wanted to demonstrate that change was both necessary and possible.

> [29] Sergej Michailowitsch Tretjakov, 1892-1939, Russian writer and dedicated communist, member of the group ‘Lef’ representing Ego-Futurism and later ‘Novyj Lef’ which went for abolition of traditional artistic writing and for ‘faction’ literature which aimed towards changing society.

> [30] Rembert Hüser, born in 1961, academic German writer. After early works in the style of Capitalist realism and polemical reviews and experiments he developed a highly metaphorical style which plays with contradictions and lots of quotations and seems to lead to lampoon or humorous bewilderment. Serving champagne to his real friends and real pain to his sham friends or unsuspecting enemies, he used to quote Brecht: „Our defeat explains nothing“. Present whereabouts unknown, suspected to live in Schalke.

> [31] Wilhelm Dilthey, 1833-1911, philosopher whose main interests were historical and literary.

> [32] ‘Language of the heart’

> [33] Joseph Beuys, 1921-1984, draughtsman and object artist, studied at the Düsseldorf Academy of Fine Arts (1947-51), where he would later be a teacher. In1962 he made his first public appearance with happenings. In his life and work he attempts to unite nature and spirit and to include a mythical, archetypal thinking and magic-religious associations against deterministic rationalism. Beuys’ attempt to translate artistic creativity into all fields of life, led to diverse political actions like the foundation of an office for direct democracy and free university for creativity and interdisciplinary research.

> [34] Frankfurter Allgemeine Zeitung (until 2018, Germany’s conservative state organ)

> [35] Alexander Kluge, his films were in part harshly criticized for being ‘puzzle cinema’ and ‘enlightenment work for the enlightened who want to be entertained in their special way’. His commitment to the art of film was, however, publicly acclaimed. With the foundation of the production company DCTP (Development Company for Television Programs) Kluge’s culture TV occupied all conceivable niches and thus displaced smaller initiatives. However, for those attempts on the side of private television stations to restrict the rights of the independent ‘window programs’ Kluge was viewed as ‘ratings killer’ and ‘electronic highwayman’.
Together with the sociologist Oskar Negt, Kluge wrote about ‚Öffentlichkeit und Erfahrung’ (‚Public Sphere and Experience’) (1973), ‘Geschichte und Eigensinn’ (‘History and Obstinacy’) (1981) and ‘Maßverhältnisse des Politischen’ (1992). Here, the highly acclaimed writing team raised the question of what is political about political action in 15 variations.
Even before the poststructuralists and feminists, Oskar Negt and Alexander Kluge began the critique of Habermas by articulating the notion of an oppositional public sphere, specifically that of the proletariat. What is important about their argument, is that Negt and Kluge shifted the terrain of the notion of the public sphere from an historico-transcendental idealization of the Enlightenment to a plurality and heterotopia of discourses. This crucial change in the notion of the public sphere assumes its full significance when it is seen in relation to liberal democracy. The great ideological fiction of liberalism is to reduce the public sphere to existing democratic institutions. Habermas' critique of liberalism counterposes a radical alternative to it but one that still universalizes and monopolizes the political. Negt and Kluge, in contrast, decentralize and multiply the public sphere, opening a path of critique and possibly a new politics.

> [36] Stefan George and his followers, see footnote # 11

> [37] Hugo von Hofmannsthal, 1874-1929, was brought up in Vienna in well-to-do circumstances. His early work is characterised by a luxuriant aestheticism and a fin de siècle melancholy. His narrative work reflects what he variously expressed as a ‘Sprachkrise’, ‘Lebenskrise’, and ‘seelische Krise’ (crisis of language, life & soul), but he also explored a new path, expressing subconscious motivation in disciplined verse.

> [38] Thomas Mann, 1875-1955, possessed immense creative and intellectual power, and a faculty for assimilating knowledge and injecting life into it. His vision, especially after 1918, embraced the temper and the problems of Europe of his day. His style is internationally mannered, yet lucid, and as an analyst he shows penetrating acuteness.

> [39] Bohemian part of Munich, around the 1900s home of experimental lifestyle for all kinds of artists and intellectuals from all over the world.

> [40] Gründerzeit. These were the years after 1870, in which, partly as a result of industrial development and partly through the considerable sums obtained as reparations from the French, a number of companies was floated in Germany. Many of these failed, inflicting widespread and severe financial losses.

 

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